Elefanten-Papier aus Thailand

Erfindung aus China ?

Die Erfindung des Papiers dürfte wohl zu den interessantesten Erfindungen gehören, hatte man doch nun ein einfaches und leicht herzustellendes Material zur Verfügung, das im Laufe der langen Zeit die gängigen Schriftträger wie Stein, Ton, Pergament und Papyrus ersetzte. Als einer der ersten Erfinder wird in chinesischen Chroniken der Hofbeamte Tsai Lun (auch: Chailun) aus Luoyang erwähnt. Luoyang war lange Zeit die Hauptstadt der östlichen Han-Dynastie, die von 25 n. Chr. – 220 n. Chr. existierte. Im Jahr 105 n. Chr. soll Tsai Lun dem Kaiser offiziell das neue Schreibmaterial vorgestellt haben. Doch es ist nicht als sicher erwiesen, ob Tsai Lun der eigentliche Erfinder war oder vielleicht nur die Botschaft über das neue Schreibmaterial überbrachte. In dieser Botschaft wurde auch der einfache Herstellungsprozess beschrieben: So wurden die notwendigen Grundsubstanzen aus der inneren Rindenschicht des Maulbeerbaumes mit Fasern der Hanfpflanze gekocht, zerhackt, durch Stampfen im Wasser zermahlt und anschließend gab man ein Bindemittel dazu. Den fertigen Brei schöpfte man anschließend mit feinen Netzen oder Bambussieben in dünnen Schichten heraus. Getrocknet war dieser Schriftträger leichter, günstiger und einfacher zu handhaben als alle herkömmlichen bisher bekannten Schriftträger, auch wenn Seide natürlich widerstandsfähiger und haltbarer als Papier war. Das erste hergestellte Papier hatte noch eine rauhe Oberfläche.

Vor der Erfindung des Papiers wurden auch kostbare Seidenbänder als Schriftträger verwandt, die sich aber nur privilegierte Gesellschaftsschichten auf Dauer leisten konnten. Der größte Teil der Bevölkerung verwendete weiterhin Holzplatten oder Bambus als Schriftträger. Der Kaiser erkannte schell die Vorzüge des Papiers, ließ es sich doch billig, einfach und in unbegrenzten Mengen herstellen. In den nächsten herrschenden Dynastien wurde Papier zum wichtigsten Datenträger des gut organisierten Beamten- und Militärapparates Chinas. och auch die vielen Gelehrten waren von dem neuen Material begeistert, konnten sie nun schnell und kostengünstig von Schreibern ihre Werke kopieren lassen. Dies hatte den Vorteil, mehr Interessenten zu finden, die sich nun, gegenüber der früheren sehr teuren verwendeten Seide, diese Werke auch eher leisten konnten. Im Laufe der Jahrhunderte verbesserte man laufend soweit die Qualität des Papiers, indem die Oberfläche weiter geglättet wurde und durch einen Leimzusatz erhöhte man die Festigkeit. Im 7. Jahrhundert imprägnierte man sogar das Papier mit einem Rindenextrakt, um es vor Insektenfraß besser zu schützen. Doch auch die Erfindung des Druckens im 11. Jahrhundert in China verhalf dem Papier den endgültigen Durchbruch, also viel früher als in Europa. Der Erfindungsreichtum nahm seinen Lauf, und so stellte man u.a. aus Papier später auch Fächer, Masken, Laternen, Kleidung, Schirme, Drachen, Rüstungen und Trennwände her.

Alte Papierfunde

Das bisher weltweit älteste Hanfpapier fand man in Gräbern der Han-Dynastie (180 – 50 v. Chr.). In Laboruntersuchungen rekonstruierte man aus den Funden, wie wohl das erste Papier hergestellt worden war. So bestand das Hanfpapier aus den Han-Gräbern aus Fasern des Maulbeerbaumes und der Hanfpflanze. In Baqaio, in der Nähe von Xian, fand man in einem Grab ein etwa 10 cm großes unbeschriebenes Stück Papier hinter einem Bronzespiegel geklebt, das nach Meinung der Experten zwischen 140 – 87 v. Chr. hergestellt sein muss. Xian war einst ein kultureller Mittelpunkt des alten China. Gründer von Xian war der legendäre Kaiser Qin Shi Huangdi (auch: Chin-Shih Huangti), der im 3. Jahrhundert die weltberühmte Terrakotta-Armee im Auftrag gab. Einige stellten auch die Theorie auf, dass sogar dieser Kaiser der Erfinder gewesen sei, und dass sich in der noch ungeöffneten Grabanlage Hinweise darauf finden ließen. Xian war bis zum Ende der Regierungszeit der westlichen Han-Dynastie (206 v. Chr. – 8 n. Chr.) die Hauptstadt Chinas. Auch im Gebiet von Lantschou (auch: Lanzhou), die heutige Hauptstadt der nordchinesischen Provinz Kansu am Hwangho fand man Papierreste, die heute im kleinen Kansu-Provinzmuseum sind.

Die Herstellung von Papier wurde, neben anderen Erfindungen, lange Zeit als Staatsgeheimnis gehütet. Erst später wurde das Wissen der Papierherstellung zunächst in Japan und Korea weiter gegeben. So war Korea ab dem 6. Jahrhundert fähig Papier im eigenen Land herzustellen. Dabei experimentierte man mit diversen Mischungen aus Hanf, Bambus, Rattan, Reisstroh, Maulbeerbast und sogar Seetang. Ein koreanischer buddhistischer Mönch mit Namen Doncho soll schließlich 610 die Kunst des Papiermachens an den kaiserlichen Hof von Japan gebracht haben. Bekannt ist aber auch, dass es bereits zwischen dem 4. und 5. Jahrhundert rege Handelsrouten zwischen China und Japan gab, und das womöglich auch Papier als Handelsgut transportiert wurde. In Japan erkannte man sehr schnell die Vorzüge des Papiers. Die Herstellung von Papier wurde modifiziert und bereits im 8. Jahrhundert gab es in jeder Provinz erhältliches Papier. Jedoch gab es in Japan weniger Experimentierfreude mit unterschiedlichen Materialien, sondern man verwendete vorzugsweise nur die frischen Bastfasern des Maulbeerbaumes (jap.: kozo). Maulbeerbäume wurden spätestens ab dem 8. Jahrhundert in Baumschulen gezüchtet. Erst als der Bedarf an Papier auch in Japan immer größer wurde, wurden auch die japanischen Papiermacher erfinderischer, und entdeckten die Pflanze Gampi. Gampi ist eine einheimische Pflanze, deren Vorzüge ihre feine Fasern und eine hohe Viskosität sind, so dass man bald eine höhere Papierqualität herstellen konnte. So erreichte man auch, dass nun Japan ein eigenständiges Produkt herstellen konnte. Die Japaner nannten von nun an ihr Papier washi (von wa = Japan und shi = Papier).

Die Rolle buddhistischer Mönche

Obwohl sicherlich auch auf den asiatischen Handelswegen Papier als Ware mitgeführt wurde, so sollen es doch buddhistische Mönche gewesen sein, die die rasche Ausbreitung von chinesischem Papier forcierten. Der Bedarf an buddhistischen Schriften wurde nach der Ausbreitung des Buddhismus immer größer, und es sollen tibetanische Klöster gewesen sein, die zuerst die unzähligen tibetanischen Bücher aus Palmblättern in vielen Jahren auf Papier umschrieben. Durch Handelsleute und buddhistische Mönche verbreitetete sich das Papier zunächst in ganz Zentralasien, Indien und Persien.

Verbreitung in Arabien

Das Geheimnis des Papiermachens konnten die Chinesen lange als Staatsgeheimnis hüten. Auch wenn Handelskarawanen mal Papier nach Arabien mitführten, so war das Interesse an dem neuem Material sehr groß, aber auch ernüchternd hinsichtlich der Tatsache, dass das Geheimnis des Papiermachens nicht zu lösen schien. Doch dies änderte sich im 8. Jahrhundert, als China im Krieg mit arabischen Stämmen im Gebiet von Turkestan verlor. Als 751 n. Chr. die Stadt Samarkand von den Arabern eingenommen wurde, befanden sich unter den chinesischen Gefangenen auch Papiermacher, die unter den neuen Herrschern ihre Kunst des Papiermachens preisgeben mussten.

In Arabien war der Anbau von Maulbeerbäumen kaum möglich, doch die Araber waren erfindungsreich und verwendeten Grundmaterialien wie Flachs und textile Abfälle. Auch sie verbesserten die Qualität des Papiers immer weiter, indem sie z.B. beide Seiten des Papiers mit pflanzlicher Stärke versahen, so dass eine bessere Beschreibbarkeit möglich wurde. Dadurch begann eine bemerkenswerte Papierentwicklung in Arabien, wo nun die Literatur und die Schreibkultur eine große Blütezeit erlebte. Die Stadt Samarkand wurde im Laufe der Jahre mit mehreren Papiermanufakturen ausgestattet und es wurde nun auch in die ganze damalige arabische Welt exportiert. Im Jahre 794 n. Chr. wurde schließlich auch in Bagdad Papier hergestellt, bis später Damaskus im 10. Jahrhundert bereits Samarkand als Hauptlieferant für Papier ablöste und im 11. Jahrhundert die ganze arabische Welt versorgte. Mauren brachten schließlich das erste Papier von Marokko aus auch nach Spanien. Im Jahre 1144 wurde dann in Xativa bei Valencia mit der ersten europäischen Papierherstellung begonnen.

Thailändisches Elefanten-Papier

Heute gibt es modernste Herstellungstechniken und Fabrikationen für eine große Menge von Papiersorten. Doch selbst im modernen Computer-Zeitalter, wird in vielen Teilen Asiens Papier noch nach der alten Methode und nicht industriell hergestellt. So kann man auch in einigen Geschäften bei uns ohne Probleme Maulbeerbaumpapier kaufen. Eine der wohl ungewöhnlichsten Herstellungsmethoden für Papier fand ich in der Elefantenschule von Lampang in Thailand. Dort wird aus Elefantendung sauberes und geruchloses Papier hergestellt. Bei Nachfrage wird einem vor Ort genau erklärt, wie die ganze Prozedur der Papierherstellung abläuft. So erfährt man auch, dass ein ausgewachsener Elefant am Tag bis zu 200 kg Futter frisst und auch bis zu 50 kg Dung erzeugen kann. Aus 25 kg wiederum lassen sich im Schnitt bis zu 100 Blatt Papier herstellen. Die ungewöhnliche Herstellung von Papier aus Elefantendung läuft dann folgendermaßen ab, sobald der Dung an Ort und Stelle gebracht wurde:

Erster Schritt

Zunächst wird der Dung in mehrere mit Wasser gefüllte Stahlfässer eingefüllt. Danach werden die Stahlfässer mit Holz und Holzkohle erhitzt, und man gibt der Masse Hydrogen Oxid und Sodium Silicate-Zusätze bei, um Bakterien, die sich im Dung befinden, zu vernichten.

Zweiter Schritt

Danach wird nur der Dung aus den Fässern herausgeholt und in eine Art große Wanne, fast bis zum Rand, umgefüllt. Eine in der Wanne eingebaute Umwälzmaschine zerkleinert nun den Dung unter Zusatz von Wasser so lange, bis nur noch kleinste Fasern zu erkennen sind. Ist dieser Prozess abgeschlossen, wird der Masse Farbe zugesetzt. Hat sich die Farbe gleichmäßig in den Fasern verteilt, wird das Wasser soweit abgelassen, bis nur noch eine weiche Masse übrigbleibt.

Dritter Schritt

Nun fühlt sich der gefärbte Dung wie Knete an und entsprechend lässt er sich jetzt bequem aus der Wanne entnehmen. Danach werden aus der Dungknetmasse viele etwa 300 Gramm schwere Bälle geformt. Die Bälle dienen nun als eine Art Mengeneinheit, wobei man nun einige dieser Bälle mit einem bestimmten Anteil an Wasser in einer anderen gefüllten Stahlwanne so lange erneut verrührt, bis sich der Dung im Wasser gleichmäßig verteilt hat.

Vierter Schritt

Zuletzt setzt man ein feinmaschiges Sieb bis etwa zur Hälfte in die Stahlwanne. Hat sich eine genügende Menge dieser Mixtur auf das Sieb abgesetzt wird es langsam herausgenommen und man sieht nun eine dünne farbige Schicht die sich auf dem Sieb abgesetzt hat. Zuletzt wird das Sieb in die Sonnen gestellt, wo es schließlich trocknet. Gefertigt werden Einzelblätter in verschiedenen Farben und den Größen DIN-A-3 und DIN-A-4, wobei der Preis von 20 Baht für ein DIN-A-4-Blatt für unsere Verhältnisse sehr gering ist. Man fertigt aber auch Briefumschläge und sogar Fotorahmen aus Elefantendungpapier. Das Papier selber ist nicht ganz glatt und erinnert eher an Rauhfaserpapier. Die Einnahmen kommen der Elefantenschule von Lampang zugute, und das meiste Papier wird in den kleinen Souvenirshops des Elefantencamps an die Touristen verkauft.

 

 

 

 

 

 

 

 

Schreibe einen Kommentar