Bereits der Vater Chulalongkorns, König Mongkut, der von 1851-1868 regierte, erkannte, dass Siam einer westlichen Kolonisation nur durch Politik der Modernisierung und Kompromisse vorbeugen konnte. Während seiner 27-jährigen Mönchszeit war Mongkut mit großer Intensität wissenschaftlichen Studien nachgegangen. Er hatte sich auch mit politischen Ideen des Westens beschäftigt und neben Englisch und Latein auch Mathematik und Astronomie studiert. Durch seine Erfahrungen mit der westlichen Ideologie war er zur Überzeugung gekommen, dass die nationale Unabhängigkeit nur durch Interessenausgleich erreicht werden konnte. Deswegen nahm er kurz nach seiner Krönung diplomatische Beziehungen zu allen wichtigen westlichen Nationen auf. Da Frankreich und England im Begriff standen, Indochina unter sich aufzuteilen, musste er sich diesen Konflikt zunutze machen, ohne Partei zu ergreifen.

Das unabhängige Siam

Daher gab er die lange Isolationspolitik Siams gegenüber dem Westen auf und schloss klugerweise mit den Mächten England (1855), Frankreich (1856), den USA (1856) und Preußen (1862) geschickte Handelsabkommen, die Siams Autonomie und territoriale Integrität festigten. Gleichzeitig begann er unter seiner Regierungszeit das Militär zu reformieren und zu modernisieren, die Bürokratie und das Erziehungswesen neu zu gestalten. Er sah ein, dass ein Überleben des Staates letztendlich nur mit den Weltmächten und nicht gegen sie zu erzielen war. Zugleich erkannte er, dass auch sein Land vom Westen profitieren und nach den Bedürfnissen der fortschrittlichen Welt umgestaltet werden konnte. Mit Hilfe der Europäer und Amerikaner modernisierte er Siam. Durch die Einführung moderner landwirtschaftlicher Techniken konnte der Reisanbau großflächiger und kommerzieller als bisher betrieben werden, wobei dem Land ein wichtiger Exportartikel entstand. Durch weitreichende, geschickte Diplomatie gelang es dem König, Thailand als Pufferstaat zwischen den Kolonialmächten zu etablieren, wobei weitere Abkommen die Souveränität Siams garantierten. Dabei war er bereit, Kompromisse einzugehen und sich von den Randgebieten Kambodschas und Laos zu trennen. Die Tatsache , dass das Land anders als seine Nachbarn niemals kolonialisiert wurde, war ein Verdienst des Königs. Noch bevor Mongkut seine politischen Ziele weiter verfolgen konnte, starb er 1868 an einer Malariainfektion.

Der Reformer Thailands

Mongkuts Nachfolger, sein Sohn Chulalongkorn, bestieg den Thron bereits im Alter von nur 15 Jahren. Bis zu seiner Volljährigkeit nutzte der jugendliche Herrscher seine Zeit, indem er ausgedehnte Reisen durch die holländischen und englischen Kolonialgebiete unternahm. In Java und Singapur, Burma und Indien informierte er sich ausgiebig über die dort von den Kolonialmächten geschaffenen Einrichtungen wie Post und Eisenbahn, Schulen, Hospitäler. Er war davon sehr beeindruckt und wollte seinem Land den selben Fortschritt bringen. Als er. 20jährig, 1873 die Regierung selbst unternahm, stand ein Teil seines Modernisierungsprogramms fest. In seiner 42jährigen Regierungszeit machte er Siam vom Entwicklungs-Agrarland zu einem modernen Königreich des 20. Jahrhundert. Sein Verdienst war es, die meisten Neuerungen und entscheidende Schritte für sein Land und ein modernes Staatswesen einzuleiten und durchzusetzen. Nach seiner Thronbesteigung fing er sofort an, den Reformprozess seines Vaters fortzuführen und auszubauen. So veränderte er zunächst das strenge Hofleben, indem er die Sitte des Fußfalls beendete. Er ließ seine Hofbeamten bei königlichen Audienzen auf Stühlen sitzen. König Chulalongkorn reduzierte selber die eigene königliche Gewalt, indem er die Verwaltung durch viele kleine Fürstentümer abschaffte und sie durch Verwaltungsbeamte ersetzte, was zu erheblichen Tumulten geführt haben soll. Weiterhin zentralisierte er die wichtigsten Verwaltungsapparate in Bangkok und überließ es nicht dem Zufall, dass außerhalb von Bangkok, noch einzelne Fürsten regieren durften. Gegen allen Widerstand bei Traditionalisten in Adel und Priesterschaft (es gab mehrere Versuche und Intrigen, um ihn zu stürzen) setzte er unbeirrbar sein Vorhaben durch, Siam zu reformieren.

Abschaffung der Sklaverei

Revolutionär war die Abschaffung der Sklaverei. Die damals noch herrschende Sklaverei schaffte er behutsam ab, so das sich Leibeigentümer und Leibeigene mit den reformierten Verhältnissen vertraut machen konnten. Dieser schwierige Prozess begann bereits 1874, als der König auch die anfänglichen Probleme sah, wenn er alle Untertanen zu “Thais”, den Freien, machen wollte: “Von einen Tag auf den anderen wird es die Sklaven um das Nötigste an essen und ein Dach über den Kopf bringen, sie haben ja nie lernen können, für sich selber zu sorgen.” 1874 dekretierte er, dass von nun an niemand mehr als Sklave geboren werden könne. 1875 gab es im Königspalast eine Revolte, da viele die Reformen des Königs ablehnten. Die Revolte war jedoch bald niedergeschlagen. Viele Mitarbeiter des Königs hatten die Zeichen der Zeit nicht erkannt und lehnten jegliche Modernisierung ab. Durchgesetzt hat sich das Sklavenverbot deshalb erst 1905, als das mittelalterliche System der Fronarbeit durch die direkte Besteuerung der ehemaligen Sklavenherren und die Bezahlung der ehemaligen Leibeigenen erfolgte. Durch Beendigung des Sklavenhandels festigte sich das Selbstbewusstsein der Bevölkerung und das Vertrauen zum König.

Die Modernisierung von Siam

1892 war eines der wichtigen Jahre für das alte Siam, als der König die Zahl der Ministerien von vier auf zwölf erhöhte. Seine Brüder bekamen einflussreiche Posten in der Regierung. Prinz Dewawongse wurde Außenminister und Prinz Damrong wurde der erste Innenminister und Historiker des Landes, der den Namen “Vater der Thai-Geschichte” erhielt. Er holte zahlreiche Ingenieure und Wissenschaftler aus dem Ausland, vorzugsweise aus Ländern, die wenig koloniale Interessen gegenüber Siam hatten, wie Deutschland, die Schweiz, Österreich, Italien und Skandinavien. Post- und Telegrafendienst, (1885 wurde Siam auf den Internationalen Telegraphiekongress in Berlin in den Weltpostverein aufgenommen) sowie Straßen wurden nach europäischen Vorbildern auf- und ausgebaut. Rama V ließ allein im Stadtgebiet Bangkok 200 km Straßen bauen. Den Auftrag für die erste Eisenbahnlinie erteilte er im überwiegenden Umfang deutschen Ingenieuren. Zum Eisenbahnbau sagte er: “Wo immer sie hinfahren mag, transportiert sie auch Aufklärung und fördert das Wachstum jenes Nationalgefühls, dass ein so wichtiges Element für die Wohlfahrt es Landes ist”. 1900 fuhr der erste Zug von Bangkok nach Korat.

Weiter folgte der Bau von Krankenhäusern, wobei das erste Krankenhaus des Landes in Siriraj erst nach jahrelangen Auseinandersetzungen gebaut und 1896 eröffnet werden konnte. Die meisten Thais waren Anhänger der Kräutermedizin und daher skeptisch gegenüber der “Farang-Medizin”. Außerdem fehlte es zunächst noch an qualifizierten, thailändischen Ärzten, die das Vertrauen der Bevölkerung hätten festigen können. Der öffentliche Dienst und die Streitkräfte wurden weiter modernisiert, reorganisiert und einem modernen Verwaltungsapparat unterworfen. Die Gesetzgebung wurde reformiert und er holte ausländische Berater für all diese Planungen ins Land und schickte seine Söhne und Söhne des Adels zum Studium nach Europa. Die Strafrechtspflege wurde mit Hilfe einer Gruppe belgischer Anwälte unter Rolin-Jaequemins, seinem Hauptberater im Strafrecht, neu gestaltet. Auch ließ er im Lande eine eigene Palastschule für begabte Junge des Adels, sowie königliche Schulen für die Bevölkerung bauen. Zuvor waren die Klöster die einzigen Stätten gewesen, an denen man in Siam lernen konnte. Die Einführung der englischen Sprache als Unterrichtsfach förderte das Verständnis für die westliche Kultur.

Die Ausbildung seiner Söhne überwachte er sehr streng und ließ ihnen in einem Brief zum Ausdruck bringen, dass es keinen Zweifel geben sollte, wie wichtig für ihm ihre Ausbildung war: “Der einzige Grund und Zweck, Euch zur Ausbildung nach Europa zu schicken, ist Eure Aneignung von Wissen. Darum, gebt bloß nicht an, dass Ihr Prinzen seid! Wendet vielmehr all Euren Eifer und Eure Anstrengung auf Eure Studien, damit Ihr eines Tages Eurem Land nutzvoll dienen könnt. Falls Ihr meinen solltet, dass Ihr als Prinzen es nie nötig haben werdet zu arbeiten, wäre Eurer Leben nur das eines Tieres.”

Ein König für das Volk

Die von ihm fortgeführte Landreform erwies sich als revolutionär und erbrachte bald wirtschaftlich große Fortschritte. Den Bauern ging es, gegenüber ihren Kollegen in Französisch-Indochina und Britisch-Burma, weitaus besser. Bald wurde der König von seinen Untertanen Puja Maharaj “der geliebte große König” genannt, da er sich ernsthaft um das Wohlergehen seiner Untertanen bemühte. Chulalongkorn wusste sehr gut, dass nur eine stabile, innere Ordnung sein Land vor Gefahren von außen mehr schützen würde, als wenn seine tief greifende Reformen im Innern des Landes zu Unruhen führen würden.

Der Tod seiner Gattin

Tragisch, sehr tragisch war für ihn der Tod seiner geliebten dritten Frau, Königin Sunanda Kumariratana und ihr gemeinsamen Kindes, Prinzessin Karnabhorn Bejraratana. Seine erst 19jährige Gattin (geboren am 10.November 1860) ertrank am 31. Mai 1880 bei einem Schiffsunfall mit der erst 1jährigen Prinzessin (geboren am 12.August 1878) auf dem Menam Chao Phraya. Sie fuhr auf dem Menam Chao Phraya, als aus ungeklärten Gründen das Boot kenterte. Kein Untergeber hatte es jedoch gewagt, den Ertrinkenden zu Hilfe zu eilen, denn es war bei Todesstrafe verboten, Mitglieder der königlichen Familie zu berühren. Nach diesem schrecklichen Unfall hob der König das seit Jahrhunderten geltende Verbot auf, das König Thibodi eingeführt hatte.

Memorial to Quenn Sunanda Kumarirattana

Dieses Denkmal ließ König Chulalongkorn zu Ehren seiner dritten und verstorbenen Frau Frau, Königin Sunanda Kumariratana, (andere Schreibweise Sumantha Kumaritana), in Bang Pa In errichten. Das Denkmal ist aus weißem Marmor, und enthält eine Eingravierung auf Thai und Englisch, die der König selbst verfasste. Dieses Memorial (Denkmal) ist aber nicht zu verwechseln mit dem “Memorial to Princess Saovabhark Narirattana and Three Royal Children”. Dieses Denkmal ließ König Chulalongkorn nach dem frühen Tod von drei Kindern und seiner sechsten Frau, Königin Saovabhark Nariratana (geboren am 26. Januar 1855), die am 21.Juli 1887 verstarb.

SchwierigeAußenpolitik

Außenpolitisch hatte er ein schweres Erbe übernommen. Die Kolonialmächte Frankreich und England eroberten die Nachbarn des Königreiches Siams. Chulalongkorn sah sich vom großen Expansionsdrang zweier Großmächte eingekreist. Die von seinem Vater schon eingeleiteten Länderabtretungen, Grenzkonflikte und Kanonenbootdiplomatie zwangen ihn, sich Frankreich zu fügen und seine Ansprüche auf Laos und Kambodscha endgültig fallen zu lassen. Ähnlich ging es mit einigen Gebieten der malaiischen Halbinsel, die Siam an die Briten abtreten musste, damit diese im Gegenzug ihre Sonderrechte in Siam aufgaben. Am Ende der Regierungszeit Chulalongkorns hatte das Königreich Siam 120.000 qkm seiner Randgebiete aufgeben müssen. Obwohl er Herr und Marine modernisieren ließ, konnte er sich mit den gut ausgebildeten und technisch überlegenden, kolonialen Streitkräften nicht messen. Chulalongkorn war jedoch von dieser Entwicklung nicht überrascht worden. Zweimal reiste er nach Europa, wo er 1897 und 1907 Residenzen und Schlossanlagen besichtigte, um europäische Einflüsse auch in Thailand zum Ausdruck bringen zu können. Seine Eindrücke spiegeln sich u.a. im Dusit-Palast oder im Wat Benchawabopit wieder.

Geschickte Diplomatie

Doch Rama V wäre nicht der König, wenn er nicht auch die Zeit nutzte, mit zahlreichen europäischen Diplomaten und Ministern auf höchster Ebene ebenso Gespräche zu führen und zu diskutieren, wie mit einigen Herrschern der damaligen Zeit. Sein diplomatisches Geschick hatte ihm sein Vater weitergegeben, der zu gut mit der westlichen Kultur und Politik vertraut war. Mongkuts Sohn verfeinerte diese Diplomatie, indem er allen Interessenvertretern der einzelnen Staaten Europas, aber auch der USA sehr gut zuhörte und mit ihnen weitere kulturelle, wissenschaftliche, politische und wirtschaftliche Abkommen abschloss, die am Ende, trotz der hohen Landverluste, das Kernland von Siam als unabhängiges Königreich bestehen ließen.

Die Rolle der Deutschen

Interessant war Chulalongkorns Vorliebe für Deutschland und die Tatsache, dass sogar ein Leibarzt ein Deutscher war, nämlich Dr. Stabsarzt Börger. Die Anfeindungen und Eifersucht Englands und Frankreichs gegenüber jeden Schritt Deutschlands waren so intensiv, dass manche Versuche, die Deutschen zu diskreditieren, auch gelangen. Die wirtschaftlichen Erfolge Deutschlands und die Einflussnahme in der thailändischen Verwaltung wurde von England und Frankreich bekämpft. Insgesamt hatte Deutschland viel für Siam leisten können.

Das Erbe eines grossen Königs

Als König Chulalongkorn am 23.Oktober 1910 starb, hinterließ er ein souveränes Siam, mit den besten Startmöglichkeiten, den Anschluss an die westliche Welt zu gewinnen. Die Verdienste von Rama V sind bis heute im Land unvergessen:

  • Abschaffung der Sklaverei
  • Errichtung eines Steuersystems
  • Reorganisation von Regierung und Verwaltung
  • Reformation der Justiz nach rechtsstaatlichen Gesichtspunkten
  • Verbesserung der Verkehrsnetzes mit Straßen und Eisenbahn
  • Einrichtung von Post- und Telegrafendienst
  • Hebung des Bildungsniveaus durch Schulen und Universitäten
  • Verbesserung der medizinischen Versorgung durch Krankenhäuser
  • die Souveränität Siams

Von einigen deutschen Zeitzeugen der damaligen Zeit können wir sehr beeindruckende Abschiedsworte lesen:

Tagebucheintragungen von Luis Weiler (1863-1918). Auf dem Dampfer Kleist, im Golf von Suez, 26.10.1910

“Gestern morgen kurz nach Ankunft in Port Said überbrachte mir Herr Westenholz die betrübende Nachricht von dem am 23. Oktober erfolgten Tod des Königs von Siam. Sie hat mich schmerzlich berührt. In seinem kleinen Staate waltete er als sorgsamer Hausvater, kannte seine obersten Beamten alle persönlich und war auch uns Europäern ein freundlicher und wohlwollender Chef. Von gutmütigem Charakter, war er stets bemüht, alles zu vermeiden, was als Kränkung aufgefasst werden konnte. Mir persönlich hat er so manchen Beweis seines Wohlwollens gegeben, so dass ich mich daran gewöhnt hatte, in ihm einen Gönner und Freund zu erblicken. Wenn auch in seinem Fühlen und Denken ganz ein Siamese, so verstand er dennoch die Eigenart der Europäer richtig zu beurteilen und ihre Mitarbeit bei der Entwicklung seines Landes in Anspruch zu nehmen. Dabei hatte er allen Grund, den Europäern gram zu sein. Ein großes, fast ganz Hinterindien einnehmendes Reich hatte er von seinem Vater geerbt. Die Ländergier seiner europäischen Nachbarn hat ihm wohl ein gutes Drittel seines Landes geraubt und ihm die Unterschrift ihn demütigender Verträge diktiert, ihm einen asiatischen Fürsten, der neben seinem Willen im Lande keinen anderen kannte. Die Selbstüberwindung, die er dabei ausübte, ist ein großer Zug in seinem Charakter. Er ha dadurch vermutlich seinem Lande einen größeren Dienst erwiesen als durch schneidige Unnachgiebigkeit den übermächtigen Gegnern gegenüber.”

Aus den Aufzeichnungen eines deutschen Diplomaten, nach der König nach der traditionellen Aufbewahrungszeit zur Verbrennung geleitete wurde:

Bangkok, 26.03.1911

“Am 16.März wurde unser guter König Chulalongkorn mit feierlichem Pomp verbrannt. Der Leichenzug vom Palast zur Verbrennungsstätte war schier endlos und muss einen imposanten Eindruck gewährt haben. Die Siamesen völlig in Weiß, auch die Orden mit weißem Krepp verhängt. Dazwischen als schwarze Punkte die wenigen Europäer. Das Militär in Galauniform. Der Leichenwagen selbst ein altertümliches goldglitzerndes Gefährt, welches auf einen pyramidischen Aufbau die mit Gold und Juwelen geschmückte kostbare Urne mit der Leiche des Königs trug, und von einigen hundert völlig rot bekleideten Leuten gezogen wurde. Der König Mongkut wurde im Jahre 1870 mit demselben Gefährt zur Verbrennungsstätte überführt. Vor dem Leichenwagen fuhr ein ähnliches Gefährt, auf welchem statt der Urne auf goldenem Sessel der höchste Priester des Landes im schlichten gelben Gewande thronte und aus Pergamentrollen heilige Sprüche ablas. Das Krematorium war ein knapp 40 m hoher turmartiger Bau, welcher wohl das Beste darstellte, was siamesische Kunst zu leisten vermochte. Ornamentik bis ins kleinste Detail, alles vergoldet und nach Eintritt der Dunkelheit in elektrischem Licht erstrahlend. Man kann wohl sagen feenhaft. Gegen 6 Uhr zündete der König als erster mittelst der ewigen Lampe, die im Palasttempel unterhalten wird, das Feuer an, das seinen Vater verzehren sollte. Es war ein stimmungsvoller Augenblick. Die Luft erdröhnte von Kanonenschüssen, die Musik spielte und die Dampfer auf dem Flusse pfiffen. Dem König folgten die Prinzen, die Beamten und schließlich das Volk. Auch ich habe eine Räucherkerze unter die Urne gelegt und damit von dem mit verehrten König Abschied genommen. Am nächsten Morgen wurde die Handvoll Asche, welche jetzt den König darstellt, in einer kleinen Urne zum Palast überführt. Am 4. April soll sie in feierlicher Prozession nach dem Tempel verbracht werden. Das ist alles sehr glänzend, ändert aber nicht an der Tatsache, dass der Tod eine nivellierende Wirkung hat. Der Begriff Ewigkeit ist mit ihm innig verbunden.”

Sein Todestag, der 23. Oktober, ist heute ein gesetzlicher Feiertag. Dann pilgern die Thai zu seinem Reiterstandbild vor der Nationalversammlung in Bangkok und legen dort Kränze und Blumen nieder. Im ganzen Land findet man Bilder, Büsten und Fotos, die von den Menschen geschmückte werden. König Chulalongkorn war es, der das heutige Thailand wirklich zu einem stolzen “Land der Freien” machte”.

 

 

 

 

 

 

 

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