Prinzessin Srinagarindra ((Somdet Ya) – Ihre Hilfswerke

Verbesserung der medizinischen Versorgung

1969 wurde die Stiftung The Princess Mother’s Medical Volunteer Foundation, (PMMV) aus der Taufe gehoben. Die Zielsetzung der Stiftung war es, in den abgelegenen und unwegsamen Gebieten Thailands die medizinische Grundversorgung zu verbessern. Da in vielen Gebieten kaum oder keine ausreichende Verkehrsverbindung vorhanden war, und die meisten Krankenhäuser nur in den Provinzhauptstädten vorhanden waren, wurde das Programm Mobile Medical Corps ( die mobile medizinische Betreuung), gestartet, damit auch für weit abgelegenen Dörfer eine regelmäßige medizinische Grundversorgung überhaupt möglich wäre. So mussten Kranke nicht mehr einen oft tagelangen und mühsamen Weg zum nächsten Krankenhaus nehmen, wobei viele nicht einmal das Geld hatten die Arztrechnung zu bezahlen, sondern die Ärzte suchten sie nun dank der Stiftung auf. Das Mobile Medical Corps sorgte dafür, dass diese Bewohner nun eine regelmäßige medizinische Basisversorgung bekamen.

 

Solch eine mobile medizinische Betreuung hatte eine moderne medizinische Ausrüstung bei sich und bestand aus einer Gruppe freiwilliger verschiedenen Fachärzten, Krankenpflegepersonal und freiwilligen Sozialarbeitern, die von Einheiten der Grenzpolizei begleitet wurden. Auch hatte man moderne Funkgeräte dabei, da sonst in den ablegenden Gebieten eine Verständigung kaum möglich gewesen wäre. So konnte man die Menschen untersuchen, behandeln, impfen, aufklären und Medikamente verabreichen. Die Königsmutter sorgte auch dafür, das benachteiligte Behinderte eine besondere medizinische Betreuung bekamen. So wurden notwendige Operationen und die Anschaffung von künstlichen Gliedmassen von der Stiftung bezahlt, damit sie ein gleichberechtigtes Leben in der Gesellschaft leben können. Bei allen Arbeiten half die Königsmutter mit ihrem medizinischen Wissen, war immer mit großer Entschlusskraft und noch größere Hilfsbereitschaft immer vor Ort des Geschehens, und war dabei eine vorbildliche Person für alle teilnehmenden Hilfskräfte, die sie unterstützen.

 

Aber auch ihr großer Ideenreichtum war interessant. Nachdem z.B. festgestellt wurde, das die Zahnpflege in den abgelegenen Gebieten unzureichend war, organisierte Zahnärzte die nun mit der Königsmutter auf Reisen gingen, um Aufklärung und Behandlung durchzuführen. Um eine Behandlung durchzuführen, entwickelte man einen faltbaren zahnmedizinischen Aluminiumstuhl. Pro Monat wurden bis zu 8.000 Patienten von den Zahnärzten behandelt.

 

Wenn in den ärmeren Gegenden ein Mangel an warmen Decken, Kleidung oder es an ausreichenden Nahrungsmittel herrschte, sorgte die Stiftung dafür, das die Mängel behoben wurden. Die Königsmutter verließ sich nicht nur auf ihr Team, sondern war so oft wie möglich vor Ort, um die Arbeiten zu unterstützen und zu überwachen.

 

Waren keine Straßen vorhanden, um insbesondere die abgelegenen Gebieten in den Bergregionen zu reisen, besuchte die Königsmutter solche Gebiete per Hubschrauber. Um den Unterhalt der benötigten Hubschrauber und die mobilen Einsätze finanzieren zu können, wurde 1974, mit dem Gründungskapital von eine Million Baht die The Princess Mother’s Volunteer Flying Doctors’ Foundation gegründet.

Aufgrund ihrer Herzlichkeit und großen Freundlichkeit, und weil sie oft per Hubschrauber Hilfe brachte, wurde die Königsmutter von den Bergbewohnern bald Mae Fah Luang genannt, was übersetzt „Königliche Mutter vom Himmel“ heißt. Lagen schwere Krankheitsfälle oder notwendige Operationen vor, wurden die Patienten dann sogar per Hubschrauber in die nächsten Provinzhospitäler geflogen. Sämtliche Kosten und die Betreuung wurden von der Stiftung übernommen. So verdanken viele Menschen ihr Leben und ihre Gesundheit dem unermüdlichen Einsatz der Königsmutter und ihren Hilfskräften.

 

Heutzutage sind mehr und bessere Verkehrsverbindungen vorhanden, so das man auch gut mit Autos und Booten vorankommt. Auch wenn heute die medizinische Einrichtungen moderner sind und der Ausbau von Krankenhäuser vorangetrieben wurde, gibt es immer noch zahlreiche abgelegene Ortschaften, die heute noch von einem landesweit operierendes System von mobilen Einheiten versorgt werden, das weiterhin von der Stiftung für den freiwilligen medizinischen Dienst der Königsmutter unterstützt wird.

 

Über das Hilfsprogramm wurden immer mehr Menschen besucht und behandelt. Die abgelegenen Gebiete wurden immer größer, somit wuchs auch das Hilfsteam der Königsmutter beträchtlich. Auch nahm die Zusammenarbeit mit tätigen Ärzten und den Krankenhäusern in den Provinzen zu, so das zwischen 1973-1974 der Radio Medical Service eingerichtet werden konnte. Der Radio Medical Service wurde zu einem weit verzweigtes Kommunikationsnetzsystem ausgebaut, das es Ärzten erlaubte, die in abgelegenen Gebieten unterwegs sind, bei schwierigen Krankheitsfällen Verbindungen zu Krankenhäuser oder Fachärzten aufzunehmen, um fachliche Anweisungen erhalten zu können oder wenn notwendig, einen Hubschrauber anfordern zu können. Seit 1989 nimmt das Gesundheitsministerium am Radio Medical Service teil. Bis heute sind in 25 Provinzen Nord- und Nordostthailand insgesamt 244 Gesundheitsstationen und 158 Krankenhäuser über dieses spezielle Kommunikationsnetzsystem miteinander verbunden.

 

Durch ihre außerordentliches Initiative für die Menschen und Aufklärungsarbeit, konnte sie viele Ärzte, Zahnärzte, Krankenschwestern, Beamte des öffentlichen Gesundheitswesens und andere medizinische Personale und sogar Mitglieder der Öffentlichkeit davon überzeugen, wie wichtig es ist, auch die weniger glücklichen Einwohner des Königreiches zu helfen.

 

In Anerkennung ihrer Arbeit auf den Gebieten der Medizin und des öffentlichen Gesundheitswesens wurde sie im Dezember 1990 von der Weltgesundheitsorganisation WHO als erste Frau mit der Goldmedaille Gesundheit für alle ausgezeichnet.

 

Verbesserungen in Erziehung, Bildung und Ausbildung

Die Stiftungen kümmern sich aber nicht nur um eine medizinische Basisversorgung, Gesundheitsvorsorge und medizinische Aufklärung, sondern ein weiterer Schwerpunkt der Stiftung war die aktive unterstützende Erziehungs- Bildungs- und Ausbildungsarbeit.

Als sie 1956 von einem gestarteten Projekt hörte, wo Grenzpolizisten für die Kinder abgelegener Bergdörfer eine Schule bauten, stellte sie dieses Projekt unter Ihre Schirmherrschaft. In den folgenden Jahren erkundigte sie sich auch nach den Schul- und Ausbildungsmöglichkeiten für die dort lebenden Menschen. Auch in diesem Bereich stellte die Königsmutter zahlreiche Mängel fest. So war der Analphabetismus erschreckend hoch verbreitet. Die Kinder und Jugendlichen hatten keine Möglichkeit, innerhalb des staatlichen Schulsystems zu lernen, weil sie nicht die thailändische Staatsbürgerschaft besaßen. Doch wenn diese Kinder später weder schreiben noch lesen gelernt hatten, würden sie später auch kaum in der Lage sein, ihre eigenen Lebensbedingungen und die Situation in ihren Dorfgemeinden zu verbessern.

 

1964 wurde ein Ausbildungsprogramm aus den Mitteln Ihrer Stiftungen und mit Beihilfe internationaler Hilfsorganisationen gestartet. Dieses Ausbildungsprogramm umfasste den normalen Klassenunterricht, berufliche Ausbildungsmaßnahmen und Anleitungen zur Selbsthilfe. Seit 1964 wurden durch ihre großartige Initiative neue Dorfschulen errichtet und neues Lehrpersonal eingestellt. Bei ihren vielen Reisen wurde sie immer auch von der Grenzpolizei begleitet. Sie versuchte bei jeder neu eröffneten Dorfschule dabei zu sein, um auch persönlich Schulmaterialien, Kleidung und Spielwaren übergeben zu können.

 

1979 wurde das Programm erweitert, so wurde es Teilnehmern ermöglicht, über die Mindestausbildung hinaus auch einen höheren Abschluss und eine bessere Ausbildung zu erreichen. Auch hier war ein Schwerpunkt, behinderten Kinder und Jugendlichen finanzielle und materielle Hilfe zu geben, damit sie eine Schule für Behinderte besuchen konnten. Diese Schule wurde später zu Ehren der Königsmutter Sri Sangwan School genannt.

 

Im Jahre 1986 erweiterte man das Programm erneut auf weitere entlegene und arme Landstriche Thailands. Durch diese Programm erhielten auch die Kinder benachteiligter thailändischer Familien, in den Genuss der Förderprogramme kommen.

 

1996 gab es nach rund 40 Jahren Entwicklungsarbeit schon 670 neue Dorfschulen in den abgelegenen Gebieten, davon wurden 436 über das Ministerium für Ausbildung errichtet, und 234 über die Stiftung der Königsmutter.

Erhaltung des lokalen traditionellen Kunsthandwerkes und der Umwelt

Mit unermüdlicher Energie und viel Idealismus unterstütze sie mit Königin Sirikit das SUPPORT-Projekt, gründete auch darüber hinaus weitere Stiftungen, um das traditionelle Kunsthandwerk der Bergvölker zu erhalten und zu fördern, um in erster Linie damit zu erreichen, das die Bergstämme eine zusätzliche Einkommensquelle erschließen konnten. Dazu gründete sie 1972 eine Stiftung für das Kunsthandwerk der Bergstämme, die Thai Hill Crafts Foundation. Die Thai Hill Crafts Foundation unterstützt nicht die Erhaltung der Kultur der Bergstämme sondern hilft auch verarmten Dorfgemeinschaften, neue Einkommensquellen durch die Herstellung von Kunsthandwerk zu bekommen, klärt aber auch über Umweltschutz auf. Nachdem die Königsmutter den ehrenvollen Beinamen Mae Fah Luang bekam, wurde die Stiftung später in Mae Fah Luang Foundation umbenannt.

 

So wurden über die Stiftung Menschen gefördert, welche ihre handwerklichen Produkte verbessern konnten, so dass sie auch vermarktet werden konnten. Dadurch wiederum wurden neue Ausbildungs- und Förderungsmöglichkeiten für Jugendliche und Erwachsene entstehen.

Auch setzte sich die Königsmutter immer wieder für den Umweltschutz ein, ließ über Umweltverschmutzungen und die daraus mögliche Krankheiten und Nachteile für die Menschen aufklären und unterstütze den König und die Königin dabei.

 

Ihre einfache Doktrin lautete, das eine gesunde Umwelt auch für die Gesundheit der Menschen wichtig ist, und daher geschützt und erhalten werden müsse. Dazu gehört sauberes Wasser für alle Menschen, der Schutz der Wälder für die nächsten Generationen und die sinnvolle Nutzung von landwirtschaftlichen Anbauflächen, unter Berücksichtigung einer umsichtigen Anwendung von Chemikalien.

Eines ihrer großen Projekte dürfte wohl das von ihr 1987 ausgerufene Doi Tung Projekt sein, wovor zuvor selbst inländische Experten zunächst kapitulierten. Bereits 1967 war der Königsmutter das erschreckende Bild vom kahl geschlagenen Bergrücken des Doi Tung noch in Erinnerung. Auch gefiel ihr dieses Gebiet, das sie auch an die Schweizer Landschaft erinnerte. Sie liess sich auf dem Doi Tung eine Residenz bauen, um sich nach den vielen Strapazen ausruhen zu können. Ein Gebiet mit idealer Umgebung, großartigem Ausblick und mit besonderem Klima.

 

In ihrer Freizeit war sie immer sportlich aktiv und naturverbunden. Noch im Alter von sechzig Jahren war sie noch so agil, das sie mit einer jüngeren Gruppe von Bergsteigern den Doi Inthanon, den höchsten Berg Thailands erkletterte. In ihrer kutzen Freizeit betätige sie sich als Gärtnerin und widmete sich der Porzellanmalerei.

 

In der Region Chiang Rai, nahe an der Grenze zu Myanmar, hatten die dort lebenden Bergstämme besondere Probleme. Einst war das Gebiet ein Krisengebiet, wo nicht nur Drogenanbau sondern auch Drogen-, Menschen- und Waffenschmuggel florierten. Besonders der immense Drogenhandel vernichte riesige Waldbestände, da man durch Brandrodungen erst die großen Anbauflächen für Landwirtschaft, aber hauptsächlich für den Opiumanbau erhielt. Nachdem die thailändische Regierung seit vielen Jahren, auch wegen des internationalen Druckes, hart gegen Drogenschmuggel und Opiumanbau vorging, wurden vielen Bergbewohnern zunächst die Lebensgrundlage genommen.

 

Die Folge waren eine weitere Verarmung der Bevölkerung und Abwanderung, was zur Folge hatte, dass auch viele Einwohner wegen fehlender Alternativen und Ausbildung kriminell wurde. Junge Mädchen wurden in die Prostitution gezwungen. So entstand ein Teufelskreis von illegaler Kinderarbeit, Prostitution sowie Drogen- und Holzschmuggel.

 

Um die zunehmenden Probleme einer ganzen Region im Griff zu bekommen, musste ein umfangreicher Maßnahmekatalog in die schnelle Praxis umgesetzt werden. Die Anforderungen waren groß, handelte es sich doch um ein Gebiet von fast 150 qkm in welchem rund 11.000 Menschen lebten.

 

So gab es eine zunehmende Koordination zwischen der Mae Fah Luang Foundation der Königsmutter, staatlicher und privater Organisationen sowie von militärischen und zivilen Einrichtungen, Vereinen und Organisationen.

 

Es musste eine ganz neue wirtschaftliche und soziale Grundlage geschaffen werden, um die abgelegene Region am Doi Tung an der wirtschaftlichen Entwicklung Thailands teilnehmen zu lassen. So wurde erst einmal die Region besser erschlossen, indem man zahlreiche Strassen baute und große Teile der Bevölkerung mit sauberen Trinkwasser und Elektrizität versorgte. Auch richtete man fehlende medizinische Einrichtungen ein.

Zugleich wurden Programme unterstützt, um die kahlgeschlagenen Waldflächen aufzuforsten, um den Einwohnern das Anlegen von wirtschaftlich nutzbaren Wäldern als Einkommensquelle beizubringen. Dazu wurden unterschiedliche Entwicklungszentren eingerichtet. In diesen Entwicklungszentren wurden für die Bewohner gezielt Ausbildungs- und Arbeitsplätze sowie die finanzielle Unterstützung zum Aufbau kleiner Produktionsbetriebe geschaffen. Statt wie früher Opium anzubauen, lernten die Menschen vermarktungsfähige Obst-, Gemüse und Blumensorten anzubauen, aber auch Wälder mit nützlichen Hölzer zu bewirtschaften. Weiterhin wollte man Doi Tung zu einem attraktiven Reiseziel für ausländische Natur- und Kulturinteressierte machen. In den Mae Fah Luang Gärten können Besucher heute insbesonders schöne Blumensorten bewundern, die nur in dieser Region gedeihen.

 

Nach rund 15 Jahren Entwicklungsarbeit kann man heute festhalten, das sich die Lebensbedingungen für die Bewohner verbessert haben, und das es weder Opiumanbau noch Brandrodung gibt. Insgesamt wurden im Laufe der Jahre 26 Dörfer mit insgesamt rund 11.000 Einwohnern geholfen. Die Einwohner sind vorwiegend Bergstämme der Akhas, der Lahu, der Lawa und der Shan. Der Anbau von Obst, Gemüse, Blumen und Nutzhölzern sowie die Herstellung von Kunsthandwerk und Stoffen sind heute ihre Haupterwerbsquellen geworden sind. Die heutige junge Generation wächst mit ganz anderen wirtschaftlichen und sozialen Perspektiven auf, als es ihre Eltern oder Großeltern konnten. Die Kinder wachsen in einer neu geschaffenen schönen Landschaft auf. Auch verfügt die jüngere Generation über bessere Ausbildungsmöglichkeiten und bessere Aufklärung über Drogenkonsum. Ohne den unermüdlichen und lebenslangen Einsatz der Königsmutter, des Königs und der Königin, wären solche schnellen Fortschritte kaum möglich geworden.

Copyright: Wilfried Stevens, Düsseldorf

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