Reis – der Weizen Asiens

Reis ist das Grundnahrungsmittel Nummer Eins in Asien. Thailand gehört dabei zu den größten Reisproduzenten der Welt. Hier gibt es Dutzende Arten, so beispielsweise verschiedene Langkorn- Klebe- und Rundreis-Sorten. In den vergangenen Jahren konnten zwar neu gezüchtete Reissorten und der Einsatz chemischer Dünger die Ernteerträge steigern, doch zeigten sich bald die hoch gezüchteten und ertragreichen Sorten als sehr labil gegenüber Schädlingen. Auch der übermäßige Einsatz von Chemikalien mit all seinen Gefahren in der Nahrungskette, führte im Gegenzug bei vielen Reisbauern zu der Rückbesinnung auf die traditionelle Anbauwirtschaft. Hierbei nutzt man wieder mehr den natürlichen, organischen Dünger und versucht Schädlinge durch mehr natürliche Methoden abzuschrecken und zu vernichten.

Von allen Getreidearten der Welt ist Reis wohl die aufwendigste zu bearbeitende Getreideart. Die Reisbauern müssen ihre Felder sehr geduldig und mit viel Ausdauer hegen und pflegen. Es beginnt mit der Vorbereitung der Aussaat. Die Reiskörner müssen zwischen 1 bis 3 Tage ins Wasser, wo sie aufquellen. Die gequollenen Reiskörner werden anschließend auf vorgewärmte Erde gelegt und abgedeckt. Nach etwa 4 Tagen treiben die ersten Keime aus dem Innern heraus. Danach wird das vorgekeimte Saatgut in speziell angelegte Saatbeete gebracht. Je nach Reissorte benötigen die jungen Pflanzen 2 bis 3 Wochen, um kräftig genug zu sein, damit sie unbeschadet aus dem Boden gezogen werden können.

Inzwischen hat man die Reisfelder mit der Hilfe von Ochsen oder Pflugmaschinen vorbereitet und durch die Öffnung von Kanälen mit rund 10 cm Wasserhöhe überflutet. In Thailand nimmt der Einsatz von motorisierten Pflugmaschinen weiterhin zu, doch oft aus finanziellen und teilweise praktischen Gründen werden vielerorts auch weiterhin die Ochsen zum Pflügen und Einbringen der Ernte eingesetzt. Nun werden die jungen Pflanzen büschelweise in den schlammigen Boden gesteckt. Je nach Sorte beginnt der Reis innerhalb der nächsten 3 bis 5 Monate zu wachsen und zu reifen. In dieser Zeit sind der kontrollierte Wasserstand und ein regelmäßiges Fließen des Wassers sehr wichtig, sonst würden die Pflanzen verfaulen oder vertrocknen.

Auch muss in dieser Zeit stets auf die Farbe der Halme geachtet werden, um einen eventuellen Schädlingsbefall rechtzeitig zu erkennen oder zu sehen, wann der Einsatz von Dünger angebracht ist. Neben Insekten sind kleine Mäuse die größten Feinde des Reises, da sie mit Vorliege nur junge Triebe und Pflanzen fressen. Die Reisbauern freuen sich daher über jeden Vogel, der sich in der Nähe der Reisfelder einnistet und deren Nahrung auch kleine Mäuse und Insekten sind.

Besonders immens ist die Vermehrung einer Wasserschneckenart, wobei auf einem Quadratmeter 10 – 20 Wasserschnecken leben und im schlimmsten Fall bis zu 25% der Reisernte vernichten können. Da die Wasserschnecken ihre rosafarbenen dichten Eierpakete nur über Wasser auf Reishalme ablegen, sind diese gut sichtbar und können leicht entfernt werden. In den großen und dichten Reisfeldern kann man aber unmöglich alle Eiablagen entdecken, so dass, trotz begrenztem Einsatz von Chemikalien die Schnecken sich munter weiter vermehren.

Ist die Erntezeit eingetreten, wird das Wasser kontrolliert abgelassen, und ehe die Reiskörner ausfallen können, wird geerntet. Dies ist harte Landarbeit, denn unter sengender Sonne wird der Reis größtenteils immer noch mit der Hand und Handsensen abgeerntet. Bei einigen Reissorten dabei noch im schlammigen Untergrund. Dabei arbeiten Frauen und Männer gleichermaßen hart. Nach der Ernte muss der Reis getrocknet und anschließend noch geschält werden, bevor er als weißes Korn abgepackt und verkauft werden kann. Das geschieht größtenteils in den Reismühlen, in denen der Reis von der Schale und anderen Pflanzenrückständen befreit wird, bevor er in die Reissäcke kommt. Die abgeernteten Reisfelder werden zum Schluss häufig nach der Ernte abgeflämmt und der Boden anschließend für die nächste Ernte umgepflückt. Bei guten Bedingungen sind 2-3 Reisernten, je nach Region, pro Jahr möglich.

Es existiert noch eine alte kleine Volkssage, das der Reis einst größer gewesen sei soll:

Als der Reis noch grösser war

In den Tagen, als unser Land noch jung und alles besser als heute war, als die Landbauern und ihre Frauen und Kinder stärker und schöner waren und die Früchte des Waldes größer und wohlschmeckender, in jenen Tagen war auch der Reis, der unser Volk ernährt, schöner, und seine Körner waren größer als heute. Wenn ein Reisbauer ein einziges Reiskorn gegessen hatte, war er satt.

Aber das Beste war, das er den Reis nicht zu ernten brauchte. Wenn er reif war, fiel er von selbst von den Halmen. Der Reis rollte dann nicht nur alleine in die Dörfer, sondern sogar bin in unsere Reisspeicher.

In einem dieser Jahre sagte eine Witwe zu ihrer Tochter: “Unsere Speicher sind zu klein für die Reisernte. Wir wollen sie abreißen und größere Speicher bauen”.

Als die alten Speicher abgerissen waren und der neue Speicher noch nicht fertig war, wurde der Reis auf den Feldern zur Ernte reif. Die Witwe und ihre Tochter bauten in großer Eile an dem neuen Speicher. Aber siehe da: Der Reis kam bereits von den Feldern angerollt und wollte in den Speicher laufen. Da wurde die Witwe sehr ärgerlich. Sie schlug ein großes Reiskorn und schrieb: “Konntest du nicht in den Feldern warten, bis wir hier fertig sind ?” Wir können dich jetzt noch nicht gebrauchen!”

Das Reiskorn brach durch den Schlag in tausend Stücke. Dann sprach es zu der Witwe: “Von jetzt an werden wir in den Feldern warten bis ihr uns haben wollt!”

Und so geschah es, dass von jenem Tage an der Reis in unserem Land kleinkörnig ist und das die Reisbauer in die Felder gehen müssen. Dort müssen sie mit gebeugtem Rücken arbeiten, bis sie den Reis in ihren kleinen Speichern sammeln können.

 

 

 

 

 

 

Copyright: Wilfried Stevens, Düsseldorf

Dieser Beitrag ist geschützt, und darf ohne schriftliche Genehmigung weder in einer anderen Webseite veröffentlicht, archiviert oder sonst wie öffentlich verwendet werden !

Schreibe einen Kommentar